Wir wünschen Ihnen und euch ein frohes Fest und ein frohes neues Jahr!
November_2016
Bettelverbot die Dritte...
Das Bettelverbot wird weiter umgesetzt. Die Straßenkinder und Talibés sind, bis auf wenige Ausnahmen, aus dem Straßenbild verschwunden.
Momentan werden vorwiegend die kleinen Talibés in Gruppen zu ihren Eltern zurückgeschickt. Ein Segen für sie. Die Marabouts können sie nicht mehr verpflegen, da das finanzielle Fundament durch das Bettelverbot gekappt wurde. Die übrig gebliebenen Talibés haben es um so schwerer. Sie können den Daaras so gut wie gar nicht mehr entkommen. Hatten sie vorher wenigstens die Möglichkeit zumindest während der Bettelzeiten der strengen Aufsicht der Marabouts zu entfliehen, sind sie jetzt mehr oder weniger Gefangene in den Daaras. Das bekommen wir auch drastisch in unserem Zentrum zu spüren. Kaum noch ein Talibé wagt sich zu uns. Unser Streetworkingprogramm, das wir auf Grund der Situation starteten, läuft langsam an. Wir kontrollieren direkt in den Daaras, ob sich dort kranke oder verletzte Talibés aufhalten und verarzten sie. Da die Marabouts wissen, dass wir mit den Behörden zusammen arbeiten sind sie momentan uns gegenüber reserviert. Deswegen ist u.a. die Organisation des Animationsprogramms schwierig. Das ist sehr traurig, da gerade die Animation, das Spielen und Basteln die Kinder so glücklich macht. Es bleibt uns nichts übrig, als langsam zu versuchen, alles wieder aufzubauen.
Unterdessen geht es unseren 11 Kindern, die wir kontinuierlich bei uns aufgenommen haben, sehr gut. Alle gehen zur Schule, denn wir konnten eine Kooperation mit der nahegelegenen Schule „Ecole Elementaire Zone Residentielle“ eingehen. Die beiden kleinsten, Moussa und Mas, werden jeden Tag von Touba zur Vorschule "Guarderie d'Enfants sant suno Borom" gebracht. Die Kinder sind glücklich und dankbar, dass sie ihren persönlichem Schicksal entkommen konnten.
Am 15.11.2016 feierten wir zusammen den Geburtstag von Touba. Es ging mit Kuchen backen am Tag vorher los. Am Geburtstag sind wir dann mit den Kindern, Betreuern und dem Geburtstagskind zusammen mit 2 Autos nach Dakar gefahren um von dort aus per Boot die ehemalige Sklaveninsel Goreé anzusteuern. Dort besuchten wir Sehenswürdigkeiten, u.a. das Museum der Sklaven und die Festung. Zwischendrin hatten wir aber auch Zeit zum Spielen am Strand. Es war ein toller Ausflug für die Kinder und ein schöner Geburtstag für Touba.
August_September 2016
Alles beim Alten?
Man sieht sehr vereinzelt wieder Talibés auf den Straßen. In St. Louis wurde ein Marabout festgenommen, dessen Talibés auf den Straßen beim Betteln erwischt wurden. Ob es an den weiterhin bestehenden Bettelverbot liegt, dass nur so wenige Talibés auf der Straße sind, oder an der Regenzeit - ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Momentan regnet es sehr viel und der Regen kommt mit einer unglaublichen Wucht. Zudem sind die Regenfälle fast immer gepaart mit heftigen Stürmen. Sie gleichen Tornados. In St. Louis sind Tote zu beklagen. Zwischendrin ist es unerträglich heiß. Tropische, feuchte Hitze, nicht sehr angenehm.
Das Zentrum steht, wie viele Häuser und Straßen, immer wieder unter Wasser. Das bedeutet immer wieder feudeln, feudeln, feudeln. Auf dem kleinen Hof hinter dem Zentrum staut sich das Wasser wie in einem Schwimmbecken. Zwei Räume im Zentrum sind nicht benutzbar, wegen der Wasserlachen. Da in den Zimmern die Verkabelung sehr zu wünschen übrig lässt und wir den Vermieter fast täglich aufgesucht haben, er sich aber nicht bequemt, den Schaden zu beheben, haben wir die Räume geschlossen. Zu gefährlich, wegen Stromschlägen. Lange sehen wir uns das nicht mehr an - dann heißt es Umzug.
Mittlerweile haben wir 12 Kinder fest bei uns wohnen. Viele wollen uns ihre Kinder anvertrauen, da momentan niemand so recht weiß, wie es mit den Daaras weitergeht. Wir sind, auch aufgrund unseres Budgets, noch etwas reserviert mit der Aufnahme der Kinder. Die Kinder, die jetzt bei uns wohnen sind aus schwierigsten Verhältnissen und bevor sie auf der Straße landen, kümmern wir uns um sie.
Um die Kosten der Verpflegung für die Kinder zu minimieren, haben wir mit einem Gemüsegartenprojekt begonnen. Talla, ein gelernter Gärtner, wird dieses Projekt durchführen. Wir werden u.a. Salat, Tomaten und Kartoffeln anbauen. Wir wollen dann jugendliche Straßenkinder im Gemüseanbau anlernen. Auch unsere Kinder sollen an dem Projekt beteiligt werden.
Juni_Juli 2016
ALLES ANDERS.
Die senegalesische Regierung hat sich entschlossen, das seit Jahren bestehende Bettelverbot für Talibés und Straßenkinder nun durchzusetzen. Schon seit Anfang des Jahres müssen die Marabouts, die einen Daara betreuen, zu den Behörden (in diesem Fall AEMO), um sich registrieren zu lassen. Dort wird u.a. festgestellt wie viele Kinder sich in dem Daara aufhalten, woher sie kommen, wer der Marabout ist etc.. Anschließend wird ihnen eine Urkunde ausgehändigt.
Jeder, der den Koran gelernt hat, kann einen Daara eröffnen und dort als Marabout den Koran lehren. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass unzählige Marabouts unzählige Daaras eröffneten. Die Kinder werden meist in dem Heimatdorf des Marabouts bei den Eltern angeworben und dann in eine der großen Städte des Senegals mitgenommen. Die Distanz der Städte zu den Heimatdörfern spielt hier eine wesentliche Rolle. Man möchte es den Kindern so schwer wie möglich machen, wieder zu ihren Eltern zu flüchten. Mit dieser, außer für das Kind, sehr zufriedenstellenden Lösung konnten alle Beteiligten sehr gut leben: Der Marabout, der mit den bettelnden Kinder einen Broterwerb hatte und die Eltern in den Dörfern, die somit weniger Kinder zu versorgen hatten – das alles zu Lasten des Kindes.
Warum jetzt?
Ein wesentlicher Grund für die strikte Durchsetzung des Bettelverbots liegt in der Terrorismusbekämpfung. Der Senegal wird als ein potenzielles Anschlagsziel gehandelt. Al Kaida ist schon lange an den Grenzen zu Mali und Mauretanien präsent. Boko Haram versucht im Land aktiv Leute zu werben. Es geht darum, das Land zu destabilisieren. In Kaolack wurde nun ein Imam wegen seiner Kontakte zu Boko Haram festgenommen. Seine Koranschule mit 300 Kindern wurde geschlossen. Gerade die Koranschulen gelten als Rekrutierungsstätten für die Terrororganisationen. So geschieht es schon seit langem in Nigeria, dem Ursprungsland von Boko Haram. Um nicht die Kontrolle über die Lehrinhalte der Koranschulen zu verlieren, bemüht sich der Staat nun um deren Überprüfung. Das finanzielle Fundament der Koranschulen bilden die täglich erbettelten Summen der Talibés. Von diesen Summen werden deren Essen und der Lebensunterhalt des Marabouts und dessen Familie finanziert. Ein Bettelverbot hat zur Folge, dass ein Großteil der Koranschulen nicht mehr überlebensfähig ist. Alternativ werden, so wohl das Ziel, die Eltern wieder in die Verantwortung genommen. Das bedeutet: Entweder finanzieren sie die Kinder in den Koranschulen oder der Daara kann sich nicht halten und die Kinder kommen wieder zu ihren Eltern in ihr Heimatdorf.
Soweit die Theorie. Die große Frage ist: Wie lässt sich das Ganze in die Praxis umsetzen? Ich habe da überhaupt noch keine Vorstellung. Fakt ist: Bei meinem letzten Besuch in Mbour waren die Talibés komplett aus den Straßenbild verschwunden. Ich habe in den 3 Wochen nach Bekanntgabe der nun strikten Anwendung des Gesetzes vielleicht 5 Talibés auf den Straßen gesehen. Ein für mich völlig ungewohntes Bild. Die Polizei sammelt die Kinder von der Straße und übergibt sie dann unserem Verein. Wir kümmern uns so lange um die Kinder, bis der Marabout den Verlust der Kinder bemerkt und dann gezwungenermaßen bei der Polizei vorstellig wird. Die Polizei klärt ihn dann auf, dass bei nochmaligem Verstoß sein Daara geschlossen wird. Dann wird er zu uns geschickt, um die Kinder abzuholen. Die Angst, dass Kinder von der Polizei aufgegriffen werden, führt automatisch dazu, dass die Marabout ihre Kinder nun wie Gefangene in den Daaras halten.
Was bedeutet das für unseren Verein?
Keine Kinder auf den Straßen – keine Kinder mehr im Zentrum? Im Gegenteil.
Tatsache ist: Es gibt zu viel zu viele Kinder, die von ihren Eltern nicht versorgt werden können. Die komfortable Lösung für Eltern und Marabout, die Kinder einfach in eine Koranschule weg zu organisieren und sich der Verantwortung zu entziehen, fällt momentan weg. Die Folge, Eltern, Behörden, Polizei und auch Marabouts bitten uns, Kinder bei uns aufzunehmen. Wir haben jeden Tag Kinder, die uns vorbei gebracht werden. Teilweise übernehmen wir die Aufgaben des Staates (wie immer fehlen die finanziellen Mittel) und kümmern uns um die Rückführung in die Familien der Kinder. Das haben wir auch schon vorher getan. Neu ist, dass jetzt Kinder fest bei uns leben, um die sich keiner kümmern kann. Eben die Kinder, die vorher bequem wegorganisiert wurden. Zur Zeit sind wir mehr ein Kinderheim als ein Tageszentrum.
Wie lange die Regierung diese Strategie (die ja zunächst begrüßenswert ist, da sie die Verantwortung von den Kindern wieder auf die Eltern zurück delegiert) durchhält ohne eine wirkliche Alternativlösung anzubieten, werden wir sehen. Im September bin ich wieder dort.
März_April 2016
Die gute Nachricht gleich zum Anfang: Assan geht es sehr gut. Seine schwere Brandverletzung wurde über mehrere Wochen behandelt und er kann die Hand fast vollständig wieder bewegen. Die Erfolgschancen, dass die Hand bald wieder voll einsatzfähig sein wird sind sehr gut. Assan ist, wie man auch auf den Fotos sieht, voll dabei.
Während dieses Aufenthalts haben wir uns um den Kontakt zu den Familien einiger Kinder gekümmert. Dies ist meistens sehr zeitaufwändig und gestaltet sich als sehr schwierig.
In einer endlos langen Tour in das Heimatdorf Sadio von N’Diaga (der Junge, den wir ein Jahr wegen seiner schweren Brandverletzung behandelten) gelang es uns, dessen Familie ausfindig zu machen. Sein Vater, der wegen seiner finanziellen Situation keine Möglichkeit sieht, N’Diaga bei sich aufzunehmen, bat uns, ihn bei uns aufzunehmen und ihn zur Schule in Mbour zu schicken. Der erste Schritt ist getan.
Ein anderer Besuch, ebenfalls verbunden mit einer mehrstündigen Autofahrt, in dem Dorf Keur Barra (ca. 1 km vor der Grenze zu Gambia), verlief leider nicht erfolgreich. Im Frühjahr 2015 wurde uns von Mme N’Doye von der Kinder und Jugendbehörde AEMO der kleine, schwer misshandelte Amad übergeben. Er lebte einige Zeit bei uns und Mme N’Doye gelang es, die Familie ausfindig zu machen. Der Vater wurde einbestellt und per Unterschrift und Kopie des Personalausweises verpflichtet, das Kind nicht mehr in einem Daara unterzubringen. Da Mbour und Keur Barra aber mehrere Stunden Autofahrt trennen, ist die Kontrolle dieser Auflagen nur schwer zu vollziehen. Den staatlichen Stellen fehlt das Geld und dem wenigen Personal die Zeit, um sich um die Einzelschicksale der immensen Anzahl an Kindern zu kümmern. Die Rückführungen in die Familien und die Kontrolle der Auflagen ist ein Teil unserer Arbeit.
In Keur Barra stellten wir fest, das Amad nicht bei seinen Eltern lebt. Wir wurden über Stunden aufgehalten und beschäftigt, aber der Kontakt zu Amad wurde uns nicht ermöglicht. Nach langen Diskussionen kam dann heraus, das Amad in einem Daara in Tambakounda untergebracht wurde. Wir entschlossen uns zurückzufahren und die Möglichkeiten mit Mme N’Doye, von der Behörde AEMO, auszuloten. Wir werden uns weiter um das Schicksal von Amad kümmern. Ziel wird es sein, auch ihm den Zugang zur Schule in Mbour zu ermöglichen.
Dezember 2015_ Januar 2016
Geschafft. Mariama hat endlich ihre fertige Nähmaschine von uns bekommen. Die behindertengerechte Umarbeitung hat einige Probleme bereitet und es musste viel improvisiert werden. Wenn es auch schwierig ist, einfachste Dinge vor Ort zu besorgen, so sind die Senegalesen im improvisieren sehr erfinderisch. Zusätzlich zu der Nähmaschine haben wir einen Spezialtisch mit Hocker anfertigen lassen. Endlich kann Mariama ihren Start ins Berufsleben beginnen.
Zurzeit leben sechs Kinder bei uns. Zusätzlich sind uns zwei kleine Jungen, Mor und Mamadou, die aus einem Daara geflohen sind, durch AEMO übergeben worden. Nach langem hin und her sind sie nun wieder bei ihren Eltern gelandet. Wir hoffen, dass sie dort bleiben können.
Im Gegensatz zu unseren Erfahrungen in St. Louis, wird es hier oft von den Marabouts versäumt die Kinder zu uns ins Zentrum zu schicken, wenn sie krank oder verletzt sind. So war es z.B. bei dem kleinen Assan. Er hat eine verbrannte Hand, die umgehend behandelt werden musste. Nur durch einen zufälligen Besuch in den Daara wurden wir auf Assan aufmerksam. Mittlerweile waren 5 (!) Tage verstrichen, so dass die Finger inzwischen zusammengeklebt waren. Jetzt befindet er sich in unserer Obhut uns wir versuchen die Hand zu retten, so weit es mit den vor Ort vorhandenen Bedingungen möglich ist. Als Konsequenz werden wir nun dazu übergehen, die Kinder in den Daaras zu untersuchen und zu kontrollieren ob sie krank oder verletzt sind.
Nach wie vor machen uns die Animationsprogramme am Freitag am meisten Spaß. Unsere Kinder haben jetzt auch Sackhüpfen und Kartoffellaufen gelernt. Es ist lustig zu sehen, mit wie viel Enthusiasmus auch 15-17 jährige Kinder mitmachen.
September_Oktober 2015
Wenn jemand wissen möchte, wie es bei 44°C ist, Wände zu streichen, Regale zu bauen und Schulbänke zu reparieren, dann fragt Jörn und Bianca!!! Die beiden haben sich ins Zeug gelegt und das wirklich bei einer Hitze und Luftfeuchtigkeit, bei der man schon beim Atmen Schweißausbrüche bekommt.
Unser Zentrum hat eine rundum Erneuerung erhalten und sieht jetzt sehr schick aus. Der Flur und Eingangsbereich wurde grün gestrichen und die restlichen Räume Terrakotta rot. Ein kleiner Vorsprung wurde neu gekachelt. Er dient in der Regenzeit als Kochnische.
Unsere Außenküche ist fertig. Von unserer Kunstwerkstatt stehen bereits die Wände und der Boden ist gegossen. Auch die Toilette wurde erneuert.
Unser ganzer Stolz ist aber unser kleiner Schulraum, der mit den neu reparierten Bänken sehr schön geworden ist. Auch die Kids sind sehr glücklich über ihre kleine Schule.
Seit Juli leben Adi, Assan, und Ada im Zentrum. Adi ist Mutter der 2 jährigen Zwillinge Ada und Assan. Da sie und ihre Kinder kein Dach über den Kopf hatten, haben wir sie im Zentrum aufgenommen. Adi kocht für unsere Straßenkinder und hilft ihnen beim Wäschewaschen.
Am 25.09.15 war das Tabaski Fest. Wir feierten das Fest bei uns im Zentrum traditionell mit Ziege und unseren Straßenkindern.
Alles in allem haben wir viel geschafft – Schaut euch einfach die Bilder an.
Juni_Juli 2015
Was gibt‘ Neues?
Dem kleinen N’Diaga geht es mit seiner Verbrennung schon besser. Ein gleichaltriges Kind von etwa 5 Jahren hatte Anfang diesen Jahres im Daara N’Diagas T-Shirt mit einem Feuerzeug angezündet. Das T-Shirt bestand größtenteils aus Nylon und die Haut war sehr schwer verletzt. Der Heilungsprozess dauert sehr lange, aber wir sehen mittlerweile gute Fortschritte. Da die hygienischen Umstände in N’Diagas Daara eine Behandlung dort unmöglich machten, konnten wir über das Krankenhaus „L’hopital Baye Dieng“ in Mbour (mit dem wir eine Kooperation haben) und Mme N’Doye (AEMO, Kinder-und Jugendbehörde) erreichen, dass N’Diaga solange bei uns leben kann, bis die Behandlung abgeschlossen ist.
Auch dieses Mal ist es uns wieder mit Hilfe von Mme N’Doye gelungen, 2 Kinder, Mamadou Sow und Mouhamed Baye M’Bengue, in ihre Familien zurückzuführen. Beide Kinder wurden auf der Straße aufgelesen und lebten einige Tage bei uns im Zentrum. Unser Verein ermöglichte auch in diesen beiden Fällen wieder den Transport der Kinder zurück zu ihren Familien. Wir begleiteten Mamadou Sow bis nach Pdor, ganz im Norden des Senagals, in sein Dorf und sprachen mit seinen Eltern, damit sie ihn wieder bei sich aufnehmen. Auch Mouhamed begleiteten wir zu seinen Eltern und sprachen mit ihnen. Wir hoffen, dass es für die beiden Jungs alles positiv ausgehen wird und stehen mit den Familien weiter in Kontakt.
Unsere kleine „Outdoorküche“ im Zentrum nimmt allmählich Gestalt an. Normalerweise wird ja draußen gekocht, aber zur Regenzeit ist eine Überdachung doch sehr von Vorteil. Im Anschluss an die kleine Küche soll ein kleines Atelier eingerichtet werden, wo Jugendliche im Kunsthandwerk unterrichtet werden sollen. Wir möchten mit ihnen Batiken, einfache Ledersandalen fertigen, Bilder malen, aus Metall und Dosen kleine „Kunstwerke“ herstellen. Uns wird sicher noch viel einfallen und wir sind sehr gespannt, was aus diesem kleinen Projekt wird.
Mme Traore, die eine kleine Schule in der Nähe von Mbour betreibt, wird uns reparaturbedürftige Schulbänke zur Verfügung stellen. Wir werden die Möbel dann bei uns wieder aufbereiten und freuen uns über ihre Spende, die wir für unsere kleine Schule gut gebrauchen können. Ein Marabout aus direkter Nachbarschaft unseres Zentrums hat sich bereit erklärt, einen Teil seiner Kinder bei uns in den Unterricht zu schicken. Das ist ein schöner Erfolg, da so die Kinder die Möglichkeit haben, zumindest schreiben, lesen und etwas rechnen zu lernen. Auch Mädchen aus der Nachbarschaft, die traditionell weniger Chancen auf Schulbildung haben, sollen bei uns die Möglichkeit bekommen, am Unterricht teilzunehmen. Alles in allem aber noch ein weiter Weg, mit einigen zu erwatenden Hindernissen….
Leider ist es uns bis jetzt nicht gelungen, eine passende Nähmaschine für Mariama zu finden. In Mbour sind die Möglichkeiten ein Model zu finden, dass man für Mariama umbauen kann, nur sehr begrenzt. Trotz vieler Kontakte, auch über den Verein der Menschen mit Handicap, hatten wir kein Glück bei unserer Suche. Wir werden es nun in Dakar versuchen.
Jörn und Bianca sind zu Besuch!!!! Wir alle freuen uns sehr darüber. Mit insgesamt 9 Taschen Spendengepäck sind wir vom Flughafen Hamburg nach Dakar gestartet. In Dakar wurden wir von Touba Diop am Flughafen abgeholt.
Nach einem Tag Eingewöhnung für Bianca und Jörn starteten wir abends mit der Beschneidung von 32 Jungen. Die Beschneidungen sind im muslimischen Senegal obligatorisch für die Jungen. Unser Verein setzt sich dafür ein, dass diese Beschneidungen von einem Arzt vorgenommen werden und dass auch nach den Operationen eine ärztliche Betreuung erfolgt. Wir wollen diese Prozedur so erträglich wie möglich für die Jungen gestalten. Leider ist dies im Senegal bei den Beschneidungen aus Kostengründen oft nicht möglich. Die Jungen blieben 3 Wochen bei uns im Zentrum. Dies erleichterte die Nachbehandlung, die ohne Komplikationen verlief. Auch das ist nicht die Regel, da die Kinder normalerweise nach den Beschneidungen wieder zurück in die Daaras müssen, wo sie sich in katastrophalen hygienischen Verhältnissen wiederfinden.
Neben der medizinischen Versorgung kümmerten wir uns auch um die Verpflegung der Kinder über die 3 Wochen. Zudem organisierten wir ein vielfältiges Animationsprogramm u.a. mit Trommeln , Tanz und Gesang. Wir bastelten mit tatkräftiger Unterstützung von Bianca Collagen mit Bildern auf Spanplatten, beklebten Dosen mit bunten Stoffen und bemalten Fensterglas mit Fingerfarben. Auch viele Straßenkinder und Talibés, die nicht zu der „Beschneidungsgruppe“ dazu gehörten, nahmen an unseren Bastelaktionen teil.
Jörn baute ein Regal für unseren mitgebrachten kleinen Fernseher. Da im Senegal alles etwas länger dauert als kalkuliert, nahm diese Prozedur einige Tage in Anspruch. Schreiner finden, verhandeln, auf die Zuschnitte warten, passende Schrauben finden um dann doch zu improvisieren, das gehört alles im Senegal dazu. Nach einer knappen Woche hatten wir dann unser Regal an der Wand. Die Kids freuten sich. Vor allem die „Beschneidungsgruppe“, der dadurch die langen Wartezeiten durch Fußball und Kirikou schauen verkürzt wurde. Auch die Tischtennisplatte wurde von Jörn repariert.
Wir besuchten zusammen zwei der Daaras, deren Kinder unser Zentrum stark frequentieren. Dort war es möglich für Jörn einige Fotos zu machen, die die Situation in der die Kinder leben sehr anschaulich darstellen.
In der Mitte des Aufenthalts von Bianca und Jörn organisierten wir ein Fußballturnier mit den Straßenkindern und Talibés. Das Turnier lief über 2 Tage und machte allen sehr viel Spaß. Für das Turnier ließen wir extra gespendete Trikots mit unserem Logo von Espoir de Demain beschriften. Am Ende des Turniers (unser Team von Espoir hatte gewonnen) überreichten wir einen Pokal und traditionell Kekse, Milch und Tee (Ataya).
Um unser Zentrum etwas bunter zu gestalten entschlossen wir uns die Außenwände mit unserem Logo von Espoir de Demain zu verschönern. Ebenso wurde das von Jule und Roman entworfene Logo HAMBOURG und das Logo der TAP Portugal auf die Außenwände gemalt. Die TAP Portugal unterstützt uns seit 2009 bei unseren Spendentransporten durch Sonderkonditionen bei unserem Übergepäck. Die Aktion hat sich gelohnt. Das Zentrum sieht jetzt viel fröhlicher aus.
Auch dieses Mal haben wir mit unserem Spendentransport Kinderkleidung mitgenommen. Die Kleidung verteilten wir unter den Straßenkindern, die sich über die gespendeten Sachen sehr freuten.
Wie schon in den vorhergehenden Blog erwähnt, haben wir einen sehr guten Kontakt zu Mme N'Doye, die für die Jugend-und Kinderbehörde AEMO in Mbour zuständig ist. Sie übergab uns diesmal, neben den momentan 5 Kindern, die fest bei uns im Zentrum leben, weitere zwei Kinder. Den etwa 5 Jährigen N‘Diaga und den ca. 6 Jährigen Mamadou. N‘Diaga hatte schwere Verbrennungen, die ihm wahrscheinlich durch ein anderes Kind, zugefügt wurden. Er lebt jetzt seit 2 Monaten bei uns und wir kümmern uns in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus der Talibés und dem Arzt Mr. Dieng um seine Verletzungen. N‘Diaga ist durch die Verbrennungen traumatisiert und leidet sehr unter Albträumen. Das zweite Kind, das uns übergeben wurde, heißt Mamadou. Er wurde in seinem Daara immer wieder geschlagen. Er entkam letztendlich und floh über 400 km nach Mbour. Dort wurde er von der Polizei aufgegriffen und uns durch AEMO übergeben. Seine Eltern sind geschieden und das Sorgerecht für den Sohn erhielt traditionell der Vater. Dieser gab das Kind in einen Daara. Mme N'Doye machte die Mutter und Familie ausfindig und so konnten wir Mamadou dem Onkel übergeben, der das Kind bei sich aufnehmen wird. Mamadou wird also in guten Händen aufwachsen und muss nicht mehr zurück in den Daara.
Am Ende ihres Aufenthalts besuchten wir mit Bianca und Jörn Mariama. Mariama ist ca. 20 Jahre alt und wird die erste junge Frau sein, die wir in unserem Nähprojekt engagieren werden. Sie wird von uns eine Nähmaschine erhalten und kann so in ihr Berufsleben starten. Den Kontakt stellte der Verein der Menschen mit Handicap in Mbour her. Mariama hatte dort, trotz ihrer schweren Behinderung (keine Unterschenkel und eine verkrüppelte Hand), eine Ausbildung zur Näherin absolviert. Wir freuen uns sehr auf Mariamas neuen Start!
So haben wir wieder einiges geschafft, diesmal mit toller Unterstützung von Bianca und Jörn!!!
Jörn und Bianca kommt bald wieder!
Analog zu unserem neuen Zentrum in Mbour wollen wir nun auch einen Blog eröffnen, der regelmäßig alle unsere Vereins-Aktivitäten in und um den Senegal beschreibt.
Zu unserem neuen Zentrum: Es besteht aus 5 Räumen, einen größeren Empfangsraum beim Eingang, der sich sehr gut als „Wartezimmer“ eignet, 2 Toiletten und 2 Duschen. Im Hof ist ein kleiner Gartenbereich, der sich zum Anbau anbietet.
Die Räume werden als Behandlungszimmer, Spielzimmer, Schulraum und Schlafräume genutzt.
Alle Räume sind fast fertig ausgestattet.
Das Zentrum wird freudig angenommen. Wir haben jeden Tag viele Kinder, die, wie es scheint, auf so ein Zentrum gewartet haben. Der Hof vor dem Zentrum wird als Spielhof genutzt. Wir haben dort einen Basketballkorb installieren und eine Tischtennisplatte bauen lassen. Zudem spielen die Kinder dort jeden Tag Fußball. Unsere Krankenstation ist fertig eingerichtet. Durch eine Kooperation mit einem Krankenhaus konnten wir dort ausgesonderte Krankenhausmöbel bekommen, die Handwerker für uns repariert haben. Momentan ist die Station stark frequentiert, da einige Kinder wieder mit Krätze zu tun haben. Das Krankenhaus stellt uns in Abständen einen Arzt zur Verfügung und wir können dort auch billiger Medikamente beziehen. Ein Zahnarzt aus Saly wird die Kinder einmal im Jahr untersuchen.
Mit der örtlichen Kinder - und Jugendbehörde AEMO klappt die Zusammenarbeit ebenfalls sehr gut. Sie übergeben uns Straßenkinder, die aus den Daaras geflohen sind und von der Polizei aufgegabelt wurden. Wir versuchen dann gemeinsam mit der Behörde, die Eltern ausfindig zu machen und bewegen sie dazu, ihre Kinder wieder aufzunehmen. Solange wir nach den Eltern suchen, leben sie bei uns im Zentrum.
Im August 2014 erreichte Ebola den Senegal. Glücklicherweise handelte es sich nur um einen einzigen bestätigten Fall.
Trotzdem waren die Angst und die Verunsicherung bei den Kindern sehr groß. Wir leisteten Aufklärungsarbeit über den Umgang mit Ebola bei den Straßenkindern in unserem Zentrum. Die Aufklärungsarbeit findet, obwohl der erkrankte Ebolapatient mittlerweile als genesen entlassen wurde, weiterhin kontinuierlich statt.